Nachfolgend ein Brief an den Staatssekretär Dr. Nägele sowie eine Presseerklärung des Aktionsbündnis zur Neubewertung der Fehmarnbeltquerung:
Pressemitteilung
Neubewertung der Festen Beltquerung ein Fiasko
Wirtschaftliche Bankrotterklärung für Gesamtvorhaben
Das dänische Verkehrsministerium hat Donnerstag dieser Woche eine Kurzfassung seiner gesamtwirtschaftlichen Bewertung der Festen Fehmarnbeltquerung veröffentlicht. Es ist voll des Lobes über die wirtschaftlichen Vorteile des Gesamtvorhabens für Dänemark und Europa. Aufgrund der erzielten Analyseergebnisse erwirtschaftet das Vorhaben über 50 Jahre eine volkswirtschaftliche Rendite von 5% pro Jahr sowie einen Netto-Nutzen von 3,48 Mrd. Euro. Berühmt ist die Rendite zwar nicht, läge aber immerhin einen Prozentpunkt über der Mindestrate der EU-Kommission von 4% für die Bewilligung der von der dänischen Regierung erhofften Baukostenzuschüsse.
Bei näherem Hinsehen entpuppt sich die Projektevaluierung allerdings als ein Schwindel. Dieser beruht auf einem unzulässigen methodischen Bewertungstrick des Ministeriums. Mit ihm peppt letzteres die unzureichenden direkten volkswirtschaftlichen Nutzeffekte des Vorhabens durch die Einnahmen aus Nutzerzahlungen – hauptsächlich Mauteinnahmen beim Tunnel – gewaltig auf. Hier werden also Äpfel und Birnen zusammen gewogen. Nach der reinen Lehre gehören die finanziellen Erlöse nicht in eine volkswirtschaftliche Nutzen-Kosten-Analyse, sondern dürfen nur in der Finanzanalyse berücksichtigt werden. Wenn methodisch richtig gerechnet worden wäre, läge der Netto-Nutzen des Vorhabens bei einem Verlust von -6,7 Mrd. Euro.
„Man darf nun gespannt sein, wie die Fachleute der EU-Kommission auf diese Trickserei reagieren und ob der Folketing sich so plump täuschen lässt“, so Hendrick Kerlen vom Aktionsbündnis gegen eine feste Fehmarnbeltquerung, der die Studie sofort auf die Methodik hin überprüft hat.
Selbstredend enthält die Analyse auch nicht die übliche Prüfung des sogenannten Referenzfalls. Er stellt die Alternative zur festen Querung dar, bei der wie bisher das Fährsystem über den Fehmarnbelt und der Bahntransport über Fünen und Jütland beibehalten wird. Schon 2004 sprachen sich die damaligen Gutachter für eine Evaluierung dieser durchaus vielversprechenden Alternative aus. Der damalige dänische Verkehrsminister hatte wohl gute Gründe, einen solchen Untersuchungsauftrag nicht zu erteilen.
Die Feste Fehmarnbeltquerung ist also immer noch nicht in trockenen Tüchern.
Hendrick Kerlen Aktionsbündnis gegen eine feste Fehmarnbeltquerung e.V.
04372-1255