12.2.2015 – Offener Brief der Beltretter an den Transportausschuss des dänischen Parlamentes

PM_Beltretter

Hier  der deutsche Text unseres (offenen) Schreibens an den Transportausschuss im dänischen Parlament:

Sehr geehrte Mitglieder des Transport- und Bauausschusses,
wir möchten Sie darüber informieren, dass wir alle erdenklichen juristischen Mittel nutzen werden, um den geplanten Fehmarnbelt-Tunnel zu verhindern.
Wir werden außerdem alles daran setzen, dass in der nächsten deutschen Planungsrunde nicht nur 3.000 Einwendungen eingehen, sondern ein Vielfaches mehr. Wir werden weiter in ganz Deutschland und zunehmend auch in Dänemark Menschen, Verbände, Unternehmen und Organisationen gegen dieses geplante Megaprojekt mobilisieren, um es letztendlich zu stoppen.
Wir tun dies nicht, weil wir etwas gegen Dänemark hätten. Im Gegenteil: Die Freundschaft zwischen Dänemark und Deutschland ist eine enge. Und gerade deshalb sollte sie nicht mit einem wirtschaftlich zweifelhaften Megaprojekt aufs Spiel gesetzt werden.
Wir tun dies auch nicht, weil wir weltfremde Fortschrittsverhinderer sind. Wir sind Unternehmer, Selbständige, Vermieter, Politiker, Landwirte,… Wir haben jeden Tag vernünftige Entscheidungen zu fällen. Gerade deshalb halten wir das Fehmarn-Projekt für unvernünftig.
Wir wissen, dass dänische Bauingenieure bereits Großartiges geleistet haben. Und wir wissen, dass viele dieser Großprojekte Sinn gemacht haben. Aber dieses Projekt Fehmarnbelt-Tunnel ist anders und sprengt alle bekannten Dimensionen. Es steckt voller Risiken und Unwägbarkeiten und bedroht nicht nur die Zukunft einer ganzen norddeutschen Region, sondern auch das ohnehin fragile Ökosystem Ostsee. Unserer Meinung nach droht ein Desaster – unter anderem ein wirtschaftlich-finanzielles.
Wir sehen jeden Tag, dass schon die Fährschiffe von Scandlines kaum ausgelastet sind und fragen uns mit gesundem Menschenverstand, woher denn all die Fahrzeuge kommen sollen, die Femern A/S prognostiziert, um das Projekt zu rechtfertigen. Wir sprechen mit LKW-Fahrern und stellen fest, dass die – trotz bestehenden Tunnels – auch über den Ärmelkanal weiter die Fähre nehmen und auch weiter die Fähre über den Fehmarnbelt nehmen werden. Sie brauchen schlicht die Zeit, um ihre vorgeschriebenen Pausen machen zu können.
Wir sprechen mit Experten und fragen uns, woher zum Beispiel all das Süßwasser kommen soll, das erforderlich ist, um die riesigen Mengen an Kies zu spülen, die im Rahmen des Baus erforderlich sind und gereinigt werden müssen. Denn im Kreis Ostholstein heißt es: Dieses Wasser kann nicht erübrigt werden. Und wir sprechen mit Spezialisten und hören, dass es gar nicht ausreichend Sand der benötigten Qualität in der Region gibt. Und wir diskutieren mit Kapitänen und hören, dass Bauarbeiten dieser Dimension inmitten einer der am stärksten befahrenen Seestraßen der Welt immense Risiken mit sich bringen. Von diesen Fragen und Problemen gibt es viele. Wir haben hier nur ein paar wenige genannt. Und jede offene Frage, jedes Problem bedeutet ein Risiko. Und jedes Risiko kann zu erheblichen Mehrkosten führen. Mehrkosten, die am Ende die Öffentlichkeit zu tragen hat.
In 15 oder 25 Jahren werden Sie womöglich gefragt werden, warum Sie es zugelassen haben, dass diese Risiken ignoriert wurden. Und Sie werden womöglich gefragt, warum so viele Milliarden und zusätzliche Milliarden für ein Projekt ausgegeben wurden, das sich dann nicht rentiert hat. In einer Zeit, in der die Mittel so dringend für andere Themen wie die Integration von Flüchtlingen benötigt werden.
Im Norden Deutschlands stehen bereits geschätzt 10.000 blaue Holzkreuze. In Vorgärten, an Straßen, auf Feldern. Jedes einzelne ist ein Zeichen des Widerstands gegen den geplanten Belttunnel. Und es werden immer mehr.
Hören Sie nicht auf Bauunternehmen und Femern A/S, die klare Eigeninteressen haben. Gerade Femern A/S scheint uns ein Eigenleben entwickelt zu haben und investiert erhebliche Budgets in Public Affairs und Kommunikation.
Während Femern A/S Tausende Euro alleine für Lobbyisten ausgibt, um eine bestimmte öffentliche Meinung zu beeinflussen, müssen wir dafür keine finanziellen Mittel aufwenden, denn wir verkaufen keine Meinung, sondern haben eine. Und diese basiert auf Fakten – auch auf den Unangenehmen, die wir weiterhin mit jeglicher uns zur Verfügung stehenden Macht ans Licht bringen werden.
Machen Sie sich selbst ein Bild – am besten vor Ort.
Mit herzlichen Grüßen
Ihre BELTRETTER – wir sind Tausende

2 Gedanken zu „12.2.2015 – Offener Brief der Beltretter an den Transportausschuss des dänischen Parlamentes“

  1. Welch kluger Artikel!
    Wir erleben doch gerade wie die Euphorie des grenzenlosen Zusammenwachsens von Europa an der Flüchtlingsfrage scheitert. Realitätssinn und Verantwortung erwartet der Bürger
    von der Politik.

  2. liebe Beltretter,
    ihr erspart mir mühsame Nachtarbeit, denn ich fühle mich durch euch besser vertreten als durch die Äußerung meiner eigenen Meinung. Und ihr habt das bessere Knowhow, um die Fakten um das Disaster einer festen Fehmarn-Beltquerung fachkundig zu untermauern und an die richtigen Adressen zu transportieren,
    und – was das Wichtigste ist: immer mehr Menschen klar werden zu lassen, was hier gespielt wird und dass es eine reale Chance gibt, das Projekt zu verhindern.
    Wenn das gelingt, wird es Signalwirkung haben für alle die Mega-Verkehrsprojekte, welche die EU bereits geschaffen und noch in der Planung hat. Diese sind für Deutschland – als Land in der Mitte der Staaten – mit tausenden Kilometern von Schienen und Autobahnen, mit immer dichterem Verkehr, immer höheren Geschwindigkeiten und immer größeren Transporfahrzeugen, mit denen zu einem ganz großen Teil Überflüssiges und Unsinniges transportiert wird, eine Kriegserklärung an die Gesundheit, Lebensqualität und Umwelt.
    Das gilt es zu verhindern. Und ihr wisst, dass ihr – berechtigterweise – in kürzester Zeit das Vertrauen der Menschen gewonnen habt, vorausschauender und lebensfreundlicher zu denken und zu handeln als die zuständige Politik.
    Auch wenn ich mich auf euch verlasse, lege ich die Hand nicht in den Schoß. Danke!

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