9.3.2015 – Pressemitteilung der Allianz zum 17. Dialogforum

Pressemitteilung der Allianz gegen eine feste Fehmarnbeltquerung zum 17. Dialogforum am 5.3.2015 in Oldenburg
Ein Nachtrag zum 17. Dialogforum

Expertenkritik an den Verkehrsprognosen und Wirtschaftlichkeitsanalysen

Im Mittelpunkt des Dialogforums zur Festen Fehmarnbeltquerung am Donnerstag (5.3.2015) in Oldenburg standen die neuen Verkehrsprognosen und Wirtschaftlichkeitsanalysen zu dem „Jahrhundertprojekt“. Referenten waren der pensionierte, frühere  leitende Direktor im dänischen Transportministerium, Knud Erik Andersen, sowie Marko Möller von der Reederei Scandlines. Andersen übte harsche Kritik an den neuen für Femern A/S erstellten Verkehrsprognosen sowie an der vom dänischen Verkehrsministerium veröffentlichten gesamtwirtschaftlichen Bewertung. Erstere ist beim Verkehrsaufkommen des Fehmarnbelttunnels realitätsfern, weil sie die uneingeschränkte Fortsetzung des Fährbetriebs nach Eröffnung des Tunnels nicht bzw. nur unzureichend berücksichtigt. Ein weiterer schwerwiegender Fehler ist die undifferenzierte Berücksichtigung des Verkehrsaufkommens im Grenzhandel, der mit 35% zum PKW-Verkehr beiträgt. Ohne diesen Effekt hätte 2014 der tägliche PKW-Verkehr nur bei 4.200 PKW im Jahresdurchschnitt gelegen. Die Gutachter BVU – Intraplan kommen dagegen auf 7.900 PKW/Tag bei Betriebsaufnahme des Tunnels – eine sehr fragwürdige Steigerung von 88%. Andersen kritisierte folgerichtig die Ergebnisse der Wirtschaftlichkeitsanalysen als unrealistisch überhöht, weil sie die stark rabattierten Fährtarife für die Verkehrsteilnehmer im Grenzhandel nicht berücksichtigt. Nicht nachvollziehbar sind zudem die angeblichen Verkehrsverlagerungseffekte von anderen bestehenden Verkehrsverbindungen (z.B. Großer Belt, Rostock-Gedser), die nach Eröffnung des Tunnels zu einem sprunghaften Verkehrszuwachs von 54% führen sollen.
Herr Möller referierte eingehend über die Strategie der Scandlines für ein umweltfreundliches Fährkonzept. Er präsentiert anschaulich, was Scandlines in dieser Hinsicht bis heute bereits umgesetzt hat und was zukünftig geplant sei. Bereits heute fahren die Fähren mit einem Hybridantrieb, der 15% an Treibstoff einspart und damit den CO2-Ausstoß entsprechend verringert. Der erfolgte Einbau von Abgasreinigern (Scrubbern) leistet einen weiteren wesentlichen Beitrag zur Umweltfreundlichkeit der Fähren, die von  Femern A/S immer noch als „Dreckschleudern“ angeprangert werden. In Zukunft könnten die Schiffe vollkommen auf Wasserstoff-bzw. Elektroantrieb umgerüstet werden und somit völlig emissionsfrei fahren. Diese Möglichkeit blieb in den neuen dänischen Wirtschaftlichkeitsanalysen ebenfalls unberücksichtigt. Möller untermauerte die voraufgegangenen Ausführungen von Andersen zu den Verkehrsprognosen anhand eigener Verkehrsdaten. Ohne den verbilligten Bordershop-Verkehr hätte es in den letzten Jahren einen erheblichen Rückgang der Passagierzahlen gegeben. Möller bekräftigte, dass Scandlines den Fährverkehr nach Tunnelfertigstellung nicht einzustellen gedenke und forderte hier auch für die Zukunft eine gleichwertige Verkehrsanbindung der beiden Fährhäfen. Er verwahrte sich ausdrücklich gegen Zeitungsberichte, wonach es in der Urlaubszeit zu unzumutbaren mehrstündigen Wartezeiten vor den Fährterminals käme. Eer widerlegte diese Behauptungen mit eigenen statistischen Erhebungen.
In der anschließenden Diskussion forderte Verkehrsexperte Andersen eine erneute Gesamtbewertung der Festen Fehmarnbeltquerung. Dies ist aufgrund der fragwürdigen Verkehrsprognosen und der erst vor drei Wochen bekannt gewordenen massiven Baukostensteigerungen für das Gesamtvorhaben Schienenachse Fehmarnbelt unerlässlich. Seine Forderung verband er mit der Feststellung, dass mit einer derartigen Neubewertung nur neutrale und international anerkannte Volkswirte Verkehrs- und Umweltexperten betraut werden sollten. Nur so kann ein Ergebnis gewährleistet werden, das durch Gruppeninteressen nicht verfälscht wird. Andersens Forderung stieß im Dialogforum auf breite Unterstützung.

Die in der PM angesprochenen Präsentationen sind hier zu finden:
http://www.fehmarnbelt-dialogforum.de/mediathek

Für Rückfragen stehen gern zur Verfügung:

Susanne Brelowski – Tel. 04563-7874
Hendrick Kerlen – Tel. 04372-1255
Bernhard Markmann – 04563-48024

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